Potential der Silver-Surfer wird häufig unterschätzt
Ob Instagram, Onlineshopping oder Share Economy – Für die Generation 50+ sind das längst keine Fremdwörter mehr.
Ganz im Gegenteil: Eine aktuelle Studie zeigt, dass auch ältere Menschen das Smartphone und das Internet mittlerweile völlig selbstverständlich nutzen. Doch das Potential der Zielgruppe der Silver Surfer und der Insta-Grans wird meist noch unterschätzt.
Top 1: ‚Insta-Grans‘ – also die Instagram-Großeltern – auf der Überholspur
Die Popularität von Instagram und Snapchat ist in den letzten zwei Jahren stark gestiegen, da die Menschen echte, persönliche, authentische und „In-the-Moment“ Inhalte suchen. Zwar sind am häufigsten auf allen Social Media-Plattformen immer noch junge Menschen unterwegs, doch eine weitere Gruppe zeigt eine gewisse Dynamik. Die sogenannten ‚Insta-Grans‘ – also die Instagram-Großeltern.
Weltweit kommen bereits 20 Prozent und in Deutschland 13 Prozent der Instagram-Nutzer aus der Altersgruppe der 55-65 Jährigen. ‚In-the-Moment‘ Foto-Sharing scheint also ein wachsendes Interesse in dieser Altersgruppe zu finden, sicherlich auch durch die Motivation der Kinder- und Enkel-Generationen.
Laut der aktuellen „Connected Life“ Studie von Kantar TNS unter weltweit 70.000 Verbrauchern sind inzwischen fast ein Viertel der Internet-Nutzer auf Snapchat unterwegs, ein riesiger Sprung von nur 12 Prozent vor zwei Jahren. In Deutschland nutzen mittlerweile 19 Prozent der Onliner Snapchat (2014: 8 Prozent). Auch das bereits größere Portal Instagram kann seine Beliebtheit stark steigern. Die weltweite Nutzung unter Onlinern ist von 24 Prozent (2014) auf 42 Prozent (2016) gestiegen. Im gleichen Zeitraum konnte das Foto-Portal in Deutschland seinen Anteil von 15 Prozent auf aktuell 30 Prozent verdoppeln.
Der Anstieg der Nutzer aller Altersgruppen zeigt die Chancen für Marken, die in der Lage sind, für den User relevante und involvierende Inhalte zu erstellen, die es wert sind, geteilt zu werden. Jedoch sollten die Marketing-Experten Folgendes beachten: Global haben 30 Prozent der Befragten Einwände dagegen, dass ihr Online-Verhalten beobachtet wird, um Werbung gezielter auf die Nutzer anpassen zu können. In Deutschland sind 44 Prozent der Onliner gegen diese Art des Trackings.
Top 2: Besonders Silver Surfer bieten Potenzial für Conversational Commerce
Der Online-Kundenservice wird dank Chats, Call-Backs oder Video-Chat immer schneller und persönlicher. Das schätzen auch Online-User über 50 Jahre. Rund jeder zweite, der aktuell noch keine Online-Kundenberatung in Echtzeit nutzt, sich eine Nutzung jedoch in der Zukunft vorstellen kann, ist älter als 50 Jahre. Das ergab eine Kurzstudie des ECC Köln in Zusammenarbeit mit iAdvize für die rund 500 deutsche Online-Shopper befragt wurden. Die Studie untersucht, wie Conversational Commerce den Vertriebserfolg beeinflusst.
Die sogenannten Silver Surfer gelten neben ihrer Affinität für die Online-Welt auch als besonders kaufkräftig und beratungsaffin. Sie bilden damit für Unternehmen eine relevante und interessante Zielgruppe für die persönliche Online-Kundenansprache in Echtzeit. Bei der Online-Kundenberatung sind ihnen die Kriterien Kompetenz (96 Prozent), Schnelligkeit (94 Prozent) und Einfachheit (91 Prozent) am wichtigsten. Der häufigste Grund, um mit einem Unternehmen während des Kaufprozesses Kontakt aufzunehmen, sind für sie technische Schwierigkeiten im Online-Shop (82 Prozent), gefolgt von Zahlungsproblemen oder Probleme bei der Lieferung (59 Prozent). Rund die Hälfte (53 Prozent) will Beratung, um Zeit zu sparen und 42 Prozent, wenn Unsicherheiten aufkommen. Verglichen mit allen befragten Konsumenten greifen die User über 50 Jahre in den genannten Fällen meist sogar häufiger auf die Online-Kundenberatung zurück.
Unternehmen bietet dies die Möglichkeit, die kaufkräftige Gruppe der Silver Surfer während des gesamten Kaufprozesses mit Online-Beratung in Echtzeit zu unterstützen und so die Conversion zu steigern. Mehr als die Hälfte der Online-Shopper über 50 gaben zudem an, weniger Hemmungen zu haben, ein Unternehmen über einen Chat zu kontaktieren.
Top 3: Share Economy: Generation 50+ wagt sich heran
die Europäer teilen, leihen und mieten. Allerdings gibt es bei der Begeisterung altersspezifische Unterschiede. Das belegt das Konsumbarometer 2016 – Europa, eine repräsentative Verbraucherbefragung im Auftrag der Commerz Finanz GmbH. Im Fokus stehen Verbraucher zwischen 50 und 75 Jahren, die durch den demografischen Wandel einen stetig wachsenden Einfluss auf den Konsum in Europa ausüben.
Sieben von zehn Europäern bewerten die Share Economy grundsätzlich positiv (69 Prozent). In Frankreich sind es sogar 80 Prozent. Allerdings ist die Generation 50+ weniger euphorisch als die Jüngeren. Unter den deutschen 50- bis 75-Jährigen sind es 60 Prozent, die der gemeinsamen Nutzung von Produkten und Dienstleistungen gegenüber aufgeschlossen sind. Skeptischer sind die Rumänen und Briten. Bei ihnen ist deutlich weniger als die Hälfte von diesem Konzept überzeugt.
Viele Best Ager haben in der Vergangenheit bereits Gebrauchtwaren wie Kindermöbel oder Elektronik gekauft. Über die Hälfte der Deutschen sammelte damit Erfahrung, beispielsweise über Kleinanzeigen im Internet oder im Lokalanzeiger. Bei den jüngeren Deutschen sind es sogar 68 Prozent. Beim Mieten (7 Prozent) oder Leihen (9 Prozent) sind die Deutschen noch zögerlich. Sie haben Bedenken, persönliche Gegenstände, wie Auto oder Küchengeräte, aus der Hand zu geben. Im europäischen Vergleich (18 %) belegen sie damit den letzten Platz. Eine deutliche Ausnahme bilden Werkzeuge (40 Prozent). Hier steht nicht der finanzielle Aspekt im Vordergrund, sondern vielmehr der Austausch mit anderen in Sachen Heimwerken.
69 Prozent der über 50-Jährigen bewerten Fahrgemeinschaften positiv. 38 Prozent können sich vorstellen, selbst per Mitfahrgelegenheit zum Reiseziel zu kommen. Immer mehr Zuspruch finden auch CarSharing-Angebote, wie sie in Großstädten schon länger verfügbar sind. Besonders junge Europäer besitzen kein eigenes Auto mehr, sondern nutzen nach Bedarf ein Auto der CarSharing-Flotte. Auch die Möglichkeit, privat vermietete Zimmer zu beziehen, ist bei der Generation 50+ angekommen. 37 Prozent bewerten diese Option positiv, und 25 Prozent können sich vorstellen, mithilfe eines solchen Angebots einen individuellen Urlaub zu verbringen. Selbst ausprobiert haben es allerdings erst fünf Prozent. Auch Dienstleistungen werden häufig von mehreren Haushalten gemeinsam bezogen. So teilen sich berufstätige Mütter einen Kita-Platz oder mehrere Haushalte einen Gärtner. Viele Verbraucher nutzen private Serviceangebote. Da hilft der Rentner beim Kinderzimmeraufbau und bringt neben seinen handwerklichen Fähigkeiten gleich das eigene Werkzeug mit. Diese Möglichkeit bewerten europaweit 62 Prozent und in Deutschland 69 Prozent der Generation 50+ positiv.