Werbefails 2020: Die 5 größten Marketingpannen des Jahres

Auch in diesem Jahr haben Marketingabteilungen nicht nur erfolgreiche Kampagnen gelauncht sondern auch die ein oder andere sagen wir mal kontraproduktive Werbung hervorgebracht.

Das Credo „Schlechte PR ist besser als keine PR“ gilt nicht immer – Insbesondere nicht wenn Geschmacklosigkeit auf unverschämte Diskriminierung trifft. Auch in diesem Jahr war wieder alles dabei.

Die Top-5 der Werbefails 2020 haben wir in diesem Artikel für Dich zusammengestellt.

Platz 1: VW empört mit rassistischem Instagram-Video

Den wohl eklatantesten Werbefail dürfte Volkswagen für sich beanspruchen. Mit dem im Mai auf Instagram geposteten Werbeclip hat Volkswagen innerhalb kürzester Zeit starke Protestwellen ausgelöst. Das rassistische Video wurde kurz darauf gelöscht.

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Das Video zeigte einen Schwarzen, der von einer weißen Hand herumgeschubst und schließlich in einen Laden namens „Petit Colon“ geschnippt wurde. Schon der Name des Geschäftes ist – gelinde gesagt – unglücklich gewählt. „Petit Colon“ heißt auf deutsch in etwa „Kleiner Kolonist“ und lässt sich als Anspielung auf die europäische Kolonialgeschichte verstehen. Am Ende des Clips erscheint der Schriftzug „Der neue Golf“, wobei die Buchstaben nacheinander eingeblendet werden und die ersten erkennbaren Buchstaben das N-Wort ergeben.

Die erste Reaktion von VW auf die Kritik einiger Instagram-User war eine klassische No-Pology:

Man sei überrascht, dass der Spot missverstanden wurde, und wolle den Eindruck korrigieren. Der Fehler wird also nicht bei sich selbst gesehen, sondern beim Publikum, das schlichtweg die Werbung nicht verstanden hätte. Erst in einem späteren Statement bezeichnete Volkswagen das Video als falsch und geschmacklos und versprach eine Aufklärung des Vorgangs.

Platz 2: „Wucherfrisur“ und „bad hair“ bei Rossmann

Auch Rossmann leistete sich (mal wieder) einen rassistischen Fehltritt: Ihr Haarpflegesortiment, mit dem man zu Pandemiezeiten auch ohne Friseurbesuch gegen „bad hair“ vorgehen kann, bebilderte die Drogeriekette ausgerechnet mit einer Schwarzen Frau mit Afro.

„Rassistisch und respektlos“, kommentieren User auf Twitter das Posting völlig zurecht. Schließlich erleben Schwarze Menschen, die ihr Haar natürlich tragen, schon immer Diskriminierung und Rassismus. Afrohaar wird ungepflegt und unbändig abgewertet – Auch wir finden: Ein No-Go!

Auch von Rossmann folgte eine Nicht-Entschuldigung:

Zwar wurde der Beitrag gelöscht, eigenes Versagen aber nicht eingeräumt.

Platz 3: Weihnachtsspot von Edeka

Rassismus, die Dritte! Auf der Zielgeraden, kurz vor Jahresende, greift auch Edeka mit seinem Weihnachtsspot nochmal tief in die Rassismus-Kiste.

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Der Spot mit dem Titel „Lasst uns froh und bunter sein“ sollte eigentlich ein Statement für Vielfalt sein, ist aber das genaue Gegenteil. Im Video sieht man eine weiße Familie, die für das anstehende Weihnachtsessen einkauft. In den letzten Jahren gab es japanisch und marokkanisch, weil die Freunde der Tochter zuletzt japanischer und im Jahr davor marokkanischer Herkunft waren. Angesichts des italienischstämmigen Verkäufers und der Begeisterung der Tochter soll es in diesem Jahr italienisch geben.

Der Werbespot von Edeka ist ein Paradebeispiel für „gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht“, das sich mit mehr Diversität und Sensibilität im zuständigen Kreativteam sicher hätte umgehen lassen können. Das ging dann wohl kräftig nach Hinten los.

Platz 4: In Hamburg schaut man hin

Die bereits im Herbst 2019 lancierte Plakatkampagne „In Hamburg schaut man hin“ sorgte Mitte 2020 für Aufregung. Der Ursprung des Anstoßes war unter ein Plakat, welches eine Person mit einer Spritze auf einer Parkbank zeigte; dazu der Claim: „Insulin oder Heroin? Geh auf Nr. sicher. Ruf die Polizei.“

Das Motiv wurde heftig kritisiert, da es Personen mit Diabetes stigmatisiere, sodass die Polizei Hamburg das Plakat schließlich zurückzog. Abgesehen davon sind wir der Meinung, dass auch Drogenkranke nicht diffamiert werden sollten. Abgesehen davon sorgten auch weitere Motive der Kampagne für Ärgernis. Eines der Plakatmotive zeigte beispielsweise einen Mann, der einem anderen Mann in die Gesäßtasche greift, und fragt: „Kumpel oder Klauer?“ – Zurecht fühlten sich Schwule diskriminiert nach dem Motto „Männer, die sich anfassen? Da kann doch irgendwas nicht stimmen!“

Ein weiteres Motiv handelte von häuslicher Gewalt. Es zeigte eine Frau mit blauem Auge hinter einer großen Sonnenbrille und Verletzungen am Unterarm; dazu die zynische Frage: „Pech oder Peter?“ Problematisch, wenn man bedenkt, dass viele Betroffene von häuslicher Gewalt bei der Polizei nicht die Hilfe finden, die sie benötigen.

Die missglückte Kampagne, der etliche Kritiker Aufruf zum Denunziantentum vorwerfen, regte aber auch die Kreativität von Twitter-Nutzenden an:

Alles in Allem umfasste die Kampagne also mehrere Motive, die wohl mehr als unglücklich gewählt wurden.

Platz 5: Kleinkind vorm Audi Kühlergrill

Anfang August löste Audi mit einem auf Twitter geteilten Werbemotiv einen Shitstorm aus. Das Bild zeigt ein kleines Mädchen, wie es lässig am Kühlergrill eines Audi lehnt. Das Problem? Das Motiv zeigt deutlich, dass das Kind vom Fahrersitz aus nicht zu sehen ist.

Kurze Zeit später entschuldige sich Audi für das Motiv und versprach, es nicht weiter zu nutzen.

 

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