Ebit-Multiple

Das Ebit-Multiple Verfahren dient dazu ein Unternehmen zu bewerten. Dieses Verfahren wird häufig für die Bestimmung  des Werts eines Unternehmens angewendet um so dessen Kaufpreis zu bestimmen.

Wie funktioniert das Ebit-Multiple-Verfahren?

Hierfür werden folgende beiden Werte benötigt: Ein gewichtetes bereinigtes Ebit (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) und ein Multiple (Multiplikator), um es damit zu multiplizieren.

Was ist ein Multiple?

Multiples sind Multiplikatoren, mit dem der Unternehmensgewinn multipliziert wird. Sie basieren auf Einschätzungen von M&A Experten. Häufig werden die FINANCE Multiples verwendet, die für 16 Branchen und 3 Unternehmensgrößen erhoben und vierteljährlich aktualisiert werden. Für die meisten Internetshops kommen die Small-Cap-Multiples für kleine Unternehmen in der Branche „Handel und E-Commerce“ in Frage. Sie liegen im Mai/Juni 2016 bei 6,6 bis 8,5.

Über Multiples findet man streng genommen nicht zu einem Unternehmenswert, sondern zu einem Korridor einen realistischen Kaufpreis. Unternehmenswert und Kaufpreis müssen dabei natürlich nicht zwingend identisch sein, schließlich gilt, dass der Kaufpreis sich immer auch nach der realen Nachfrage richtet.

Wie bestimmt man das Ebit?

Das Ebit soll die reine Leistung des Unternehmens zeigen. Ausgehend vom Betriebsergebnis werden  Steuern, Entnahmen und Zinsen herausgerechnet. Beim bereinigten Ebit werden auch noch Einmalkosten und alle (wirklich) nicht-betrieblichen Kosten herausgerechnet. Der entstandene Wert wird im Einzelunternehmen oder einer Inhabergeführten Gesellschaft noch um ein angenommenes realistisches Geschäftsführer- oder Inhabergehalt reduziert. Die Werte dafür liegen oft zwischen 60.000 und 200.000 € pro Jahr und bemessen sich an einer Vorstellung, was man wohl einem geeigneten Geschäftsführer für das Unternehmen bezahlen müsste. Bei einer GmbH ist das Gehalt für den geschäftsführenden Gesellschafter normalerweise in den Personalkosten enthalten. Ist das gezahlte Gehalt deutlich höher oder niedriger als „üblich“ wird es normalisiert angesetzt. Das heißt, es orientiert sich wieder an einem realistischen Lohn für einen externen Geschäftsführer.

Häufig wird das Ebit noch gewichtet. Dazu werden nach obiger Vorgehensweise die Werte für das aktuelle Jahr, für die beiden vorangegangenen Jahre und über eine begründete Prognose  für die beiden folgenden Jahre berechnet und gewichtet. Zur Gewichtung zählt das aktuelle Jahr dann 3-fach, das vorangegangene und folgende Jahr 2-fach und die Jahre x-2 und x+2 nur noch einfach. Andere Gewichtungen sind möglich und manchmal nötig. In diesem Fall werden alle Werte aufsummiert und durch 9 geteilt. So erhält man das bereinigte, gewichtete Ebit als Basis zur Multiplikation mit dem oberen und dem unteren Multiple.

Wie ermittelt sich das Multiple?

Wie bereits erwähnt, basieren die Multiples meist auf Einschätzungen von M&A Experten.

Argumente für ein eher hohes Multiple:

  • Wachsende Gewinne und Umsätze in den letzten Jahren
  • Gute Prognose für Gewinne und Umsätze in den kommenden 2 Jahren
  • Positive mittel-und langfristige Prognosen für die gesamte Branche
  • Hoher Anteil an Artikeln, die nirgendwo sonst vertrieben werden, ohne direkte Vergleichbarkeit
    (Labeling, eigene Produktion, exklusive Belieferung, Gebrauchsmuster, Patente )
  • Hohe Umsatzanteile aus der organischen Googlesuche, über Direktzugriffe oder durch Wiederkäufer
  • Kleine Umsatzanteile aus Adwords, Shopping, Amazon, Ebay, Portale
  • Registrierte und entwickelte Marken,
  • Hohe Kompetenz im Unternehmen gegenüber Produkten, Marketing, Shopbetrieb und Controlling
  • Ein bekanntes hochwertiges Shopsystem mit Warenwirtschaft
  • Hohe Qualität von Bildern (eigene Fotos?) und Texten (unique content?)
  • Gute Skalierbarkeit des Geschäfts, auf andere Länder übertragbar, Sortiment mit Ausbaupotential

Argumente gegen ein eher hohes Multiple:

  • Unstete oder sinkende Gewinn- und Umsatzentwicklung
  • Negative Prognosen für Gewinne und Umsätze in den kommenden 2 Jahren
  • Durchwachsene Branchenaussichten
  • Klassischer Handel ohne Alleinstellung bei den Produkten
  • Niedrige Umsatzanteile aus der organischen Googlesuche, über Direktzugriffe oder durch Wiederkäufer
  • Große Umsatzanteile aus Adwords, Shopping, Amazon, Ebay, Portale
  • Große Kompetenzanteile bei Dienstleistern
    (z.B. Marketing, Logistik, Technik,Produktentwicklung, Controlling)
  • Außergewöhnliches Shopsytem
  • Breite Verwendung von Herstellerbildern und -texten
  • Begrenztheit oder Ausgereiztheit des Geschäfts

Wann kann man das Verfahren nicht anwenden?

Bei stark wachsenden Unternehmen mit erfolgreichem Businessmodell werden oft alle Profite sofort wieder in weiteres Wachstum investiert. Ebit und Umsatz sind hier meistens nicht aussagekräftig genug, um einfach mit einem Multiple multipliziert werden zu können. Die Betrachtung muss hier tiefgehender sein. Bei Unternehmen mit negativem Ebit fehlt die Grundlage zum Ansatz eines Multiples. Das Unternehmen muss dann substantiell betrachtet werden.